Schloss Wurschen

Schlacht bei Bautzen / Bataille de Wurschen

20. und 21. Mai 1813

(Zusammengestellt von Dieter Liebig - Dittersbach)

In der Schlacht bei Bautzen standen sich gegenüber:

Armee Napoleons mit 160.000 Mann
Kaiser Napoleon I.

Generale und Feldmarschälle:
Ney * Lauriston * Soult * Marmont * Bertrand * Qudinot * Macdonald * la Briere
Kirchner * Duroc * Reynier

Armee der verbündeten Russen und Preußen mit
94.000 Mann

Russen - Zar Alexander I.
Generale:
Wolzogen * Eugen von Württemberg * Miloradowitsch * Barclay * Gortschakow
Wittgenstein * Nikitin * Sacharscheffsky

Preußen - König Friedrich Wilhelm III.
Generale:
York * Kleist * Blücher

Die Schlacht von Bautzen am 20. und 21. Mai 1813 war für die verbündeten Russen und Preußen entscheidend. Der Frühjahrsfeldzug erwies sich mit dem Eintreffen Napoleons als nicht gewinnbar. Es war ein Kampf in Unterzahl, Reservetruppen konnten von den Russen nicht herangeführt werden, da sie bei der Besetzung Polens gebunden waren. Preußen betrieb erst seit März die Mobilmachung und die Aufstellung von Heeren (Korps). Die Ausstattung mit Munition war mangelhaft, vor allem für die Artillerie. Die Kräfte waren auf den gesamten deutschen Raum von Hamburg bis Bayreuth verteilt. Sie konnten nicht vereint werden. Die erste Schlacht von Großgörschen (Leipzig) am 2. Mai ging bereits durch den unkoordinierten Zuzug und Aufmarsch verloren.

Die Niederlage von Großgörschen verlangte eine weitere Schlacht zur Absetzung nach Osten. Ziel war es, durch diese den Frühjahrsfeldzug zu beenden, einen Waffenstillstand zu erzwingen und die Truppenteile zu erhalten. Für Napoleon kam nur eine Vernichtungsschlacht in Betracht. Dieses Ziel war erreichbar.

Bereits am 2. Mai wurde von Seiten der Verbündeten die Notwendigkeit einer Schlacht zum Absetzen der Armee erkannt, einschließlich der Gefahr, so oder so der Vernichtung ausgesetzt zu sein. Mit der Planung war der Generalstabschef Carl von Wolzogen beauftragt. Bautzen muss frühzeitig als Ort festgelegt worden sein. Wolzogen berechnete die Zeit zum Eintreffen von Reservetruppen, 20.000 Mann unter Barclay, mit fünfzehn Tagen. Für den Rückzug von Leipzig wurde die gleiche Zeit veranschlagt. Die Berechnungen ergaben Bautzen als Ort. Da bereits am 12. Mai die gesamte defensive Aufstellung bei Bautzen festlag, ist mit einer frühen Bestimmung des Ortes zu rechnen.

Ein anderer Weg als der nach Schlesien ist auszuschließen. Den Raum auf Berlin zu, ein durchaus mögliches Verteidigungsziel der Preußen, war durch das III. und V. Armeekorps unter Ney und Lauriston versperrt. Diese griffen dann entscheidend in Bautzen ein und waren im Schlachtplan nicht berücksichtigt.

Der 12. Mai ist insofern für den Abschluss der Planung bedeutsam, weil Napoleon an diesem Tag den Brückenbau in Dresden beendete und übersetzte. Der Zug ging sogleich auf Bautzen. Die Corps nahmen als späterer linker Flügel Aufstellung, Napoleon hat also die Entscheidung bewusst auf dem rechten Flügel der Verbündeten gesucht. Auch das Eintreffen von Ney und Lauriston war darin inbegriffen. Wolzogen stellt in Bautzen fest, das die Truppenstärke Napoleons am linken Flügel unbekannt war.

Am 16. und 17. Mai traf Barclay ein und wurde sofort auf den äußersten rechten Flügel beordert. Er stand in Gleina. Über die Spree vorgezogen war Kavallerie. Ziel war es, eine Umgehung zu verhindern, der Raum wurde bis Baruth gesichert.

Der Rückzug der Verbündeten von Leipzig her geschah unter Umgehung von Dresden. Der Hauptweg führte über Lommatsch, Meißen, Großenhain, Königsbrück und Kamenz nach Bautzen. Den Kontakt mit Napoleon nahmen die Russen unter Miloradowitsch und Eugen von Württemberg auf. Eugen riegelte mit seinem Korps den Rückzug ab. Sich als letzter auf Bautzen zurückziehend, war er bei Göda und Buscheritz am 14. und 15. Mai in heftige Kämpfe verwickelt. Seine Brigade Wolff war dann auch der einzige Truppenteil, der sich in Bautzen befand und bei Beginn der Schlacht sofort hinter Bautzen ins Zentrum zu Miloradowitsch zurückgezogen wurde. Die Aufgabe von Bautzen zeigt noch einmal, dass die Verbündeten hauptsächlich auf das Gelingen eines Rückzuges bedacht waren.

Der Beginn der Schlacht war mit dem 19. Mai angenommen worden. Der Angriff kam Napoleon zu, der untätig blieb. Der Grund dafür lag im Erwarten der Ankunft Ney’s und Lauristons, die sich bereits bei Hoyerswerda befanden. Um dem zu begegnen, wurden Barclay und Yorck in Marsch gesetzt, den Raum deckte Kleist, der so dann in die ersten entscheidenden Kämpfe geriet. Barclay und Yorck stießen bei Königswartha und Weißig am Mittag des 19. Mai auf die französischen Korps, gerieten hoffnungslos auseinander und hatten gegen die getrennt marschierenden Ney und Lauriston keinerlei Erfolg. Völlig erschöpft langten sie am Morgen des 20. Mai wieder in ihren Stellungen an.

Durch dieses Manöver wusste Napoleon mit Sicherheit, wann das III. und V. Armeekorps eintreffen würde und eröffnete am Mittag des 20. Mai die Schlacht bei Bautzen.

Der Vorteil lag bei Napoleon. Seinen 160.000 Mann standen nur 94.000 der Verbündeten gegenüber. Ging Napoleon an der ganzen Front zum Angriff über, konnten sich die Verbündeten an den einzelnen Frontabschnitten nicht mehr zu Hilfe kommen. Da er aber beabsichtigte, das Zentrum einzuschließen und zu vernichten, ließ er nur an den Flügeln angreifen. So konnte Blücher von diesem her Truppen für den rechten Flügel freistellen, und es konnten die russischen Garden nach Süden zum linken Flügel abgezogen werden. Dies hätte alles nichts genützt, wenn Ney am 21. Mai nicht in Preititz, dem neuralgischsten Punkt, stehen geblieben wäre.

Es ist nun näher auf die Aufstellung einzugehen. Die Franzosen bildeten mit dem IV. Armeekorps den linken nördlichen Flügel. Es stand der nördlichen Flanke des Zentrums gegenüber und war in der Lage, sich zwischen dieses und Barclay zu schieben. Der Angriff erfolgte dann auch auf Niedergurig und damit auf Kleist. Barclay wurde umgehend ausgeschaltet und zog sich zurück. Er wäre sonst durch das IV. Armeekorps abgeschnitten worden. Das anrückende III. und V. Armeekorps hätte die gänzliche Einschließung bewirkt. Durch den Rückzug aber hat er für die drei Korps den Weg in den Rücken des Zentrums geöffnet. Bereits dieser frühe Angriff Napoleons am 20. Mai zeigt seine glänzende Taktik. Er hat die Verbündeten zu einem nicht vermeidbaren Fehler gezwungen. Die Kampfhandlungen wurden von Soult geführt, in Fühlung mit Marmont, der am 21. Mai mit der Eroberung der Kreckwitzer Höhen die Schlacht beendete.

In der hügeligen Bautzener Landschaft war der Durchzug der Niederungen von entscheidender Bedeutung für den Geländegewinn und den der Höhen. Niedergurig stellte ein solches Defilee dar. Das andere befand sich bei Klix, welches Ney nahm und sofort entscheidend auf Barclay drückte. Der mögliche Rückzug des Zentrums mit Blücher und Miloradowitsch konnte, auch nach dem Plan, nur über Preititz geschehen. Das und wie es anders kam, ist der Kaltblütigkeit Blüchers zuzuschreiben gewesen. Die Schilderung der strategisch wichtigen Durchzugspassagen soll zeigen, dass die Verbündeten umgehend im Nachteil waren.

Im Zentrum stand Napoleon mit den Garden und das VI. Armeekorps. Auf den Karten lässt sich auch hier Marmont finden. Unterstützt wurde das Vorgehen des französischen Zentrums am Ende der Schlacht durch Bertrand. Napoleon muss sich sicher gewesen sein, dass der Rückzug für die Verbündeten abgeschnitten war. Blücher nahm durch die Konstellation in Preititz den Kampf nicht mehr an, sondern zog sich sofort zurück. Den Gegenschlag zur Absetzung führte Yorck, wesentlich unterstützt durch die leichte Kavallerie Katzlers.

Wenn bisher von den Verbündeten die Rede war, so muss nun bemerkt werden, dass dieses Bündnis brüchig war. Die Russen waren verständlicherweise auf Selbsterhaltung bedacht und wollten ihre Truppen nicht der Gefahr einer Vernichtungsschlacht aussetzen. Russland war weit. Darum wusste auch Napoleon. Er wollte vorrangig die Preußen schlagen.

Den rechten Flügel bildete das XI. und IX. Armeekorps, stehend bei Grubditz und Denkwitz. Ihm gegenüber der linke südliche Flügel der Verbündeten, ausschließlich aus russischen Verbänden unter Gortschakow bestehend. Hier gab es nichts zu gewinnen. Qudinot hat Napoleon mehrmals während der Schlacht um Hilfe ersucht, die ihm nicht gewährt wurde. Macdonald blieb in Reserve, da er dem französischen Zentrum am nächsten stand und für dessen Angriff hinzugezogen werden konnte.

Der Rückzug der Russen vollzog sich dann auch gänzlich problemlos. Sie gingen in drei Heeressäulen bei Ostritz über die Neiße. 

Der Oberkommandierende in der Schlacht von Bautzen war der russische General von Wittgenstein, der nach den taktischen Fehlern von Bautzen vom Kommando entbunden wurde. In der Völkerschlacht von Leipzig kam ihm die Führung im Süden zu. Hier konnte er die Schrecken seiner Unfähigkeit noch anders verbreiten als in Bautzen. In Leipzig blieben ihm nur Eugen von Württemberg und Kleist. Wittgensteins Eingebungen haben da ungeheure Verluste gezeitigt. Im Süden Leipzigs ist die Völkerschlacht deshalb für Napoleon verloren gegangen, weil er dem in einem tiefen Zerwürfnis mit ihm befindlichen Murat keinen Entsatz schickte. In Bautzen handelten andere für Wittgenstein. In Leipzig bekam er das Kommando von einem durch Angst vor Napoleon gelähmten Oberbefehlshaber Schwarzenberg. Die Fehler waren durch ihn vorbereitet, Wittgenstein hat aber viel zu ihrer Vermehrung beigetragen. Der Auftakt in Bautzen wurde bereits mit der Entsendung von Barclay und Yorck gegen das III. und V. Armeekorps gemacht. Ney hatte den Vormarsch auf Bautzen und die Disposition im Gepäck. Beide zu schlagen war möglich.

Die Schilderung des Verlaufes der Schlacht geschieht hier hauptsächlich nach dem Rapport Wolzogens und betrifft wesentlich die Auseinandersetzung am rechten Flügel der Verbündeten. Hier fand der französische Angriff am Mittag des 20. Mai auf Miloradowitsch statt. Der verließ seine Stellung, da das Zentrum nicht vor dem Hauptangriff geschwächt werden sollte.

Kleist nahm den Kampf an, ohne Niedergurig halten zu können. Ein Vorgehen der französischen Verbände wurde verhindert. Um fünf Uhr abends scheiterte ein Angriff der Preußen auf Niedergurig. Die Folge war der Verlust der Burker Höhen. Damit war die beabsichtigte Ausgangslage Napoleons für den zweiten entscheidenden Tag erreicht. Er stand auf der Höhe des Zentrums. Es war alles für den Vorstoß Ney’s und Lauristons vorbereitet. Kleist und Yorck wurden weiter zurückgezogen, um das Zentrum zu decken. Sie standen bei Litten.

Barclay verlor Klix und zog sich auf Gleina zurück. Am Morgen des 21. Mai wurden die Höhen erobert, so der Windmühlenberg bei Gleina. Der endgültige Rückzug Barclays geschah auf Baruth zu. Eine Verfolgung blieb aus. Die Franzosen hatten ihr Ziel erreicht - Preititz. Blücher gab Reserven frei, auch Kleist wurde auf Preititz beordert. Bis ein Uhr mittags war der Ort zurückerobert. Blücher hätte jetzt abziehen müssen, was nicht geschah. Kaltblütig rechnete er damit, dass Napoleon das Zentrum erst am Ende der Schlacht angreifen würde. Den Fehler beging Ney. Er nahm Preititz, stieß aber nicht weiter vor, was zum Verlust der Kreckwitzer Höhen geführt hätte. Auch der Rückzug über Purschwitz, den Blücher schließlich in Vermeidung des Angriffes Napoleons antrat, wäre verlegt gewesen. Es muss von der Annahme ausgegangen werden, dass Blücher nur über Preititz abziehen und damit Barclay folgen würde. Auch der Plan der Verbündeten sah nur diesen Weg vor.

Eine Absicht Napoleons bestand darin, die Kreckwitzer Höhen durch Artillerie sturmreif zu schießen. Die Infanterie nahm die Dörfer Pließkowitz und Kreckwitz. Den Gegenstoß zur Absetzbewegung Blüchers führte Yorck durch. Es gelang ihm, bis Kreckwitz vorzudringen. Dann erhielt auch er den Befehl zum Rückzug. Es war – erst – um drei Uhr nachmittags. Warum Napoleon von einer Verfolgung absah, ist unverständlich.

Eine Erklärung geht dahin, dass er meinte, die Verbündeten am 22. Mai vor Görlitz und dem Neißeübergang zu erreichen. Einmal aber zogen sie sehr schnell und nach genauem Plan ab, mieden Görlitz und setzten in Abstand südlich und nördlich über. Auf dem Weg nach Görlitz und damit an Napoleon blieb Eugen von Württemberg, der die französische Armee den ganzen 22. Mai über in Reichenbach und Markersdorf aufhielt. Ihm ist das Entkommen der Verbündeten wesentlich zuzuschreiben.

Im Süden am linken Flügel der Verbündeten setzte der Angriff am 20. Mai mittags ein. Hier und am folgenden Tag war es Qudinot, der die Hauptlast trug. Der Geländegewinn am 20. Mai war nach Überschreiten der Spree nicht erheblich. Gortschakow wurde an den Flügeln bedrängt, der französische Angriff kam an den Höhen von Mehltheuer zum Erliegen. Im Zentrum gab es für Qudinot kein Durchkommen. Noch am späten Abend nahmen die Russen das verlorengegangene Vorgelände wieder ein. Die Konstellation war also gegenüber dem rechten Flügel umgekehrt.

Am 21. Mai gingen die Russen sofort zum Angriff über. Dies war die einzige Offensivhandlung der Verbündeten während der Schlacht. Um den Gewinn des Geländes zu halten, wurden russische Garden aus dem Zentrum nach Süden verlegt. Napoleon versagte Qudinot jegliche Hilfe, da seine Absichten für den Sieg im Norden lagen. Qudinot wurde zum Standhalten in der Defensive aufgefordert. Gleichzeitig teilte ihm Napoleon mit, dass bis nachmittags um drei Uhr die Schlacht gewonnen sei. Was er dabei in Kauf nahm, war der mögliche unbehelligte Rückzug der Russen. Sie wurden auch in keiner Weise mehr erreicht. Selbst Miloradowitsch schloss sich ihnen als letzter im Zug von Löbau aus an und ging über Sohland und Bernstadt auf Ostritz, wo das gesamte russische Heer übersetzte.

Die Verhältnisse am 22. Mai gestalteten sich für Napoleon verheerend. Auf dem Rückzug befanden sich noch die Preußen auf einem Weg über Weißenberg. Die Flußübergänge bei Wasserkretscham und Rotkretscham führten zu heftigen Kämpfen der Husarenverbände. Auch die übrige Kavallerie befand sich zur Deckung dieses schwierigen Rückzuges auf diesem Weg. Ebenso wurde bedeutende Artillerie mitgeführt, die zuletzt die Kreckwitzer Höhen verteidigt hatte. Das ist deshalb erwähnenswert, weil es zu der Dramatik am 22. Mai gehört.

Eugen von Württemberg war als letzter über Hochkirch auf Löbau gegangen. Gegen fünf Uhr am Morgen nahm er Kontakt mit Miloradowitsch auf und fragte, ob der wichtige Posten bei Reichenbach besetzt sei. Er erhielt vom abziehenden Chef den Befehl, Reichenbach zur Verteidigung einzurichten und von den Rückzugswegen alles an Kavallerie und Artillerie heranzuziehen. Die Aufklärung Napoleons konnte Eugen nicht finden, da er erst seine Stellung aufbaute. So ging Napoleon mit der Hauptmacht ahnungslos auf Reichenbach vor.

Eugen hatte an Kavallerie die Generale Millessino, Trubetzky, Knorring mit den Tataren und Gerngroß auf sich vereinigt, 7.000 Reiter. Hinzu kamen als nördlicher Schutz die brandenburgischen und pommerschen Husaren unter Sohr. Im Süden, mit offenem Gelände auf Gersdorf und Pfaffendorf zu, war General Pahlen mit den Kürassieren eingesetzt, um Umgehung zu verhindern. An Artillerie hatte Eugen die bedeutendsten Führer und ihr Geschütz auf sich vereinigt, Nikitin und Sacharscheffsky.

Die Stellung Eugens befand sich auf dem Töpferberg bei Reichenbach. Bis um 6 Uhr abends sollte er Napoleon schließlich aufhalten. Der beging aus Unkenntnis der Gefahr sofort mit Eröffnung des Kampfes den entscheidenden Fehler, weil er ihn nicht korrigierte, sondern stur bei seinem Gewaltangriff blieb. Er setzte 3.000 Reiter ein, die Eugen überrennen sollten. Sie wurden von einer mörderischen Kanonade angenommen. Napoleon beorderte die Garde-Reiterei zum Angriff. Ihr folgte schließlich die gesamte Kavallerie, sächsische und französische, und schließlich auch die Mamelucken. Im Feuer der Geschütze wuchs die Zahl der Reiter auf 10.000 an. Der General la Brière wurde tödlich verwundet.

Hinsichtlich der Kavallerie Eugens hatte sich Napoleon seiner wichtigsten Waffe beraubt. Eugen setzte sie in vor- und zurückweichenden Wellen ein, vier Jäger-Karrees verhinderten den Durchstoß der französischen Infanterie. Die Kanonen hatte Eugen bald hinter Markersdorf auf dem Hoterberg in Stellung bringen lassen. Den Ort besetzte er am Nachmittag. Das Guts- und Bauerndorf war durch Vierseitenhöfe gekennzeichnet, die wie Festungen verteidigt werden konnten. Eugen hielt sich bis um sechs Uhr abends. Bei seinem Rückzug und dem sofortigen Vorgehen Napoleons wurde vom Hoterberg aus gefeuert. Das letzte Geschoß tötete den Ingenieur-General Kirchner und verletzte den Großmarschall und Stellvertreter Napoleons Duroc tödlich. Wegen dieses schwerwiegenden Vorfalls blieb das französische Heer in Markersdorf stehen.

Aber der Schaden, den Eugen anrichtete, war noch nicht vorbei. Er ging als einziger in Görlitz über die Neiße und baute in Leopoldshain eine ähnliche Stellung wie in Reichenbach und Markersdorf auf. Ursprünglich sollten am 23. Mai Ney und Lauriston Eugen werfen. Sie wurden aber zum preußischen Übergang bei Ludwigsdorf geschickt, in der Hoffnung, doch noch soviel Fühlung zu behalten, dass ein wesentlicher Angriff möglich wurde. Die preußischen Garden verwehrten ihnen aber den Übergang. So war es Reynier mit den sächsischen Truppen, der auf Eugen drang und ebenso unterging wie Napoleon am Vortag. Eugen zog sich am Abend nach Niederschlesien zurück.

Am 4. Juni musste Napoleon den angebotenen Waffenstillstand annehmen. Ney und Lauriston hatten am 1. Juni noch Breslau eingenommen. Aber die Verbündeten standen weit ab in Schlesien, denn sie erwarteten mit Wiederaufnahme der Kampfhandlungen den Kriegseintritt Österreichs und die Verbindung mit ihnen nach Böhmen hin.

Für den Herbstfeldzug kamen die Verbündeten zu einer wesentlichen Erkenntnis. Sie waren nicht in der Lage, Napoleon zu besiegen, wohl aber war die Qualität ihrer Korpskommandanten, was die Selbständigkeit betraf, höher einzuschätzen als die der französischen. Mit Schweden, das England für sich in den Kampf schickte, war ein neuer Verbündeter gewonnen. Ihm sollte die sogenannte Nordarmee unterstellt werden. Österreich stand bis in den August hinein in Geheimverhandlungen mit Napoleon. Dieser brüskierte schließlich Metternich und bot ihm den Krieg an.

Das Ziel der Verbündeten war es, mit Ende des Waffenstillstandes mehrere Schlachten an weit voneinander entfernten Orten zu schlagen, so dass Napoleon der Zuzug nicht möglich wurde. Erst aber vereinte er alle seine Truppen auf Schlesien zu. Über Görlitz und Zittau suchte er die im Anmarsch vermuteten Österreicher. Diese gingen aber auf Dresden. Und seine Hauptstadt des Jahres 1813 war Napoleon wichtig. Dort hat er dann die einzige Schlacht von vier glänzend gewonnen.

Eugen von Württemberg zog das 1. Französische Armeekorps unter Vandamme über das Erzgebirge nach Kulm (Teplitz), was dessen Ende in der Kulmer Schlacht bedeutete. Blücher war in Schlesien verblieben, mit ihm Macdonald. Blücher ließ sich auf die Katzbachlinie zurückfallen, wiegte Macdonald durch sieben verlorene Gefechte in Sicherheit, um ihn an der Katzbach mit einer taktischen Meisterleistung vernichtend zu schlagen. Bülow schließlich siegte in Großbeeren vor den Toren Berlins.

So wurde Napoleon zu einer Hauptschlacht genötigt, die dann Mitte Oktober in Leipzig stattfand. Wichtiger Nebeneffekt der vier Schlachten Ende August war, dass in deren Folge die Rheinbundstaaten von Napoleon abfielen, vor allem Bayern und Württemberg. Sachsen blieb bei Napoleon, der König kam in Gefangenschaft. Sachsen verlor im Wiener Kongress die Hälfte seines Territoriums, was die Niederlausitz und Teile der Oberlausitz betraf.

Die Herbstkämpfe in der Oberlausitz mit Görlitz und Bautzen werden gesondert vorgestellt. Der Rückzug Macdonalds, der bei Görlitz wieder Herr seiner selbst war und das Vorrücken der Schlesischen Armee unter Blücher, die durch den heftigen Widerstand der Oberlausitzer in den sächsischen Verbänden im Frühjahr 1813 das Land als zum Feind gehörend betrachteten, brachten über die gesamte Landschaft schwerere Verwüstungen als im Frühjahr.

Wurschen

In Wurschen befand sich das Hauptquartier der Verbündeten. Der Plan und die Dispositionen wurden durch den Generalstabschef Carl von Wolzogen aufgestellt. Die Absprachen erfolgten mit Zar Alexander. Aus den Unterlagen Wolzogens geht hervor, dass vor allem die Kämpfe des nördlichen Flügels und des Zentrums vom Generalstabschef koordiniert wurden. Hier liefen auch Berichte und Stellungnahmen zusammen. Über Wurschen zog sich nach der Schlacht das Zentrum mit Blücher entscheidend zurück.

Niedergurig

Am 20. Mai erfolgte mit Eröffnung der Schlacht der Angriff Soults von Quatitz über Jeschütz auf die Spree und Niedergurig. In vorderster Front operierte die Division Morand. Die Verteidigungsstellung nahm Kleist zwischen Burk und Niedergurig ein. Die Burker Höhen, die von ihm besetzt waren, Böhlaer Berg, Kiefern- und Galgenberg sowie der strategisch wichtige Gottlobsberg gingen bis zum Abend verloren. Niedergurig wurde genommen.

Gleina

Am 21. Mai konnte Barclay seine Stellung bei Gleina nicht mehr halten. Nach dem Spreeübergang bei Klix fand am Morgen der Angriff Lauristons statt. Der Verlust des Windmühlenberges zwang Barclay zum Rückzug auf Baruth und bald danach bis Weißenberg. Die Umgehung des Zentrums der Verbündeten wurde mit Macht betrieben. Ney folgte Lauriston und schwenkte in breiter Front auf Pließkowitz und Preititz.

Preititz

Der Ort war entscheidend für den Ausgang der Schlacht. Er wurde während der Kampfhandlungen gänzlich zerstört. Durch Preititz sollte das Zentrum unter Blücher abziehen. Der Ort, von Ney / Kellermann genommen, wurde bis zum Mittag des 21. Mai durch Kleist und die Brigade Röder zurückerobert, konnte aber nur kurzzeitig gehalten werden. Ney ging dann nicht über Preititz hinaus, was zur Einschließung des Zentrums geführt hätte.

Kreckwitz

Die Bautzener Schlacht wurde am 21. Mai auf den Kreckwitzer Höhen entschieden. Napoleon gelang der sich bereits am Abend des 20. Mai abzeichnende Sieg. Es kam aber nicht zu der geplanten Vernichtung der Verbündeten. Ney hatte die Kreckwitzer Höhen nicht besetzt. So konnte von diesen her Yorck den Angriff erfolgreich führen, der zur Absetzbewegung des Zentrums und Blüchers gänzlich gelungenem Rückzug über Purschwitz auf Weißenberg genutzt wurde. Obwohl der Hauptangriff von Napoleon mit Garden und Marmont zur Einnahme von Kreckwitz und den Höhen führte, war diesem Blücher entgangen. Auf den Kreckwitzer Höhen befindet sich ein Denkmal.

Jenkwitz

Von diesem Ort aus beobachtete Zar Alexander und der Preußische König Friedrich Wilhelm die Schlacht. Der Standort wird seither Monarchenhügel genannt. Das Hauptquartier befand sich demnach in der Nähe des russischen Flügels. Napoleon dagegen hatte seine Stellung auf dem Schafberg bei Niederkaina nördlich von den Monarchen bezogen und war so in der Lage, das gesamte Schlachtfeld zu beherrschen.

Mehltheuer

Bis zu diesem Ort erstreckte sich von Jenkwitz her der südliche linke Flügel unter Gortschakow. Ihm gegenüber stand Qudinot. Am 20. Mai konnten die Franzosen im Gegensatz zum Norden keinen Geländegewinn verzeichnen. Ein Angriff zur Entscheidung auf Mehltheuer wurde abgewiesen. Am 21. Mai gingen die Russen sofort zum Angriff über und hielten, sich durch Garden verstärkend, gegen einen zu schwachen Qudinot, dem Napoleon zusätzliche Truppen verweigerte. Am Ende der Schlacht konnten die Russen ungehindert den Rückzug zu den Neißeübergängen südlich von Görlitz antreten.

Reichenbach

Auf dem Töpferberg bei Reichenbach hielt Eugen von Württemberg am 22. Mai mit bedeutender Zahl an Kavallerie und Artillerie die Hauptmacht Napoleons den ganzen Tag über auf. Dadurch wurde der Rückzug der Armee endgültig gesichert. Napoleon hatte in Reichenbach hohe Verluste, vor allem durch einen fehlerhaften Einsatz der Reiterei. General la Brière wurde tödlich verwundet. Der Töpferberg ist durch ein Denkmal gekennzeichnet.

Markersdorf

Am Abend des 22. Mai zog sich Eugen von Reichenbach auf Markersdorf zurück. Als er dies räumte, drang der Generalstab mit Napoleon an der Spitze der Armee in den Ort ein. Vom Hoterberg aus wurde durch das letzte Artilleriegeschoß der Ingenieur-General Kirchner getötet, Großmarschall Duroc, Napoleons Stellvertreter, wurde tödlich verwundet und starb am 23. Mai im Hanspachschen Gut. Eine Tafel im Gutshof erinnert daran. An der Straße, wo das Geschoß einschlug, steht das Denkmal für Duroc. Das Grab Kirchners ist am Eingang zum Gutshof zu finden. Auf dem Hoterberg befindet sich heute das Traditionshotel “Marschall Duroc”.

 
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