von Ekhard Piekarek – Wurschen
In einer Ebene nördlich der Oberlausitzer Berge liegt der Ort Wurschen. Die Umgebung rund um die Ortschaft ist reich an Gewässern. So befindet sich im Westen das Steindörfler Wasser, im Osten das Pommritzer Wasser und im Norden das Kotitzer Wasser. Außerdem gibt es noch den Belgernteich, den Koppelteich und den Schulteich. Der Tuschteich und die Schlosswiese waren ehemals auch Teiche – sie wurden aber in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt.
Der Ort Wurschen liegt an einer alten Handelsstraße (Salzstraße). 1890 fand man vier Randäxte aus der “Aunjetitzer Kulturepoche” (ca. 2000 v. Chr.) in der Nähe der Wurschener Mühle. 1900 fand man östlich von Fehrmanns Berg ein altes Gräberfeld aus der “Lausitzer Kulturepoche”.
Ab 600 n. Chr. kam es zur Einwanderung der slawischen Stämme der Milzener aus östlichen Gebieten. Es wurden Fluchtburgen, sog. Schanzen (Belgern-, Rackel-, Gröditz-, Lauskaer Schanze) geschaffen.
Ca. 1000 n. Chr. war Wurschen Standort einer frühdeutschen Wasserburg; sie wurde später Herrensitz im Fachwerkbau.
Nach 1150 n. Chr. wird Wurschen im Zuge der Kolonisierung der Lausitz durch Deutsche Lehngut.
1382 n. Chr.: Nach dem Tode von Michael Kosbrich und seiner Gemahlin, die kinderlos blieb, stand das Lehen Wurschen dem König Wenzel von Böhmen zu. König Wenzel belehnt Otto Edler von Kittlitz und Heinrich von Luzan mit dem “Gutte Wurssen” mit all seinen Rechten. (Heinrich von Luzan war Kämmerer des Königs; v. Kittlitz war Vertreter des Lausitzer Landadels am böhmischen Hof)
Die nächsten Besitzer von Wurschen waren Domstift Budissin, - Caspar v. Sley - Balthasar v. Nadelwitz, - die v. Muschwitz – Ludwig Gerhard v. Hoym – Georg v. Ramsey – Heinrich v. Platen – Wolf Ziegler v. Klipphausen – Rudolph Ziegler v. Klipphausen. Rudolph Ziegler v. Klipphausen ließ das Schloss nach 1720 im Spätbarock aufbauen. Um 1740 wurde durch eine Zahlung von 40.000 Thalern das Lehn Wurschen in Erbe (Eigentum) umgewandelt. Die nächsten Besitzer waren immer Nachkommen oder Verwandtschaft Adolph v. Gersdorf – Johann v. Gersdorf – Friedrich Erdmann v. Thielau – Kammerherrin Christiane v.Wurmgart, verehelichte Gersdorf u. Thielau. Ab 1928 Maria Rese, verehelichte zu Solms-Sonnewalde, die Adoptivtochter der von Thielau. Bis 1945 war Gut und Schloss im Solmser Besitz.
Im 7-jährigen Krieg (Schlacht bei Hochkirch 14.10.1758) wurden Wurschen und das Schloss bei Rückzugsgefechten von den Österreichern mit Artillerie beschossen. Aus dieser Zeit stammt die Inschrift an der östlichen Seite des Schlosses:
En Sigma Proelli: Die XIV Oc MDCCLVIII
Napoleon Bonaparte übernachtete vom 16. zum 17. Juli 1807 im Wurschener Schloss, als er nach der Unterzeichnung des “Tilsiter Friedens” über Bautzen wieder nach Paris reiste.
Am Vorabend der Schlacht bei Bautzen - nach deutscher Geschichtsschreibung (Schlacht bei Wurschen - nach französischer Geschichtsschreibung) am19./20. Mai 1813 diente das Schloss als Hauptquartier der Verbündeten (siehe auch Schlacht bei Bautzen). Ein noch vorhandener Tisch in der oberen Etage diente als Unterlage für die Stabskarten. Neben Zar Alexander von Russland und Wilhelm III König von Preußen waren die Generäle und Feldmarschälle Barkley de Tally, v. Diebitsch, v. Kleist, v. Blücher, v. Gneisenau anwesend.
(Historische Karte zur Schlacht bei Bautzen am 20. und 21. Mai 1813)
Nach der für Napoleon siegreichen Schlacht wurde in Frankreich eine Gedenkmünze geprägt und eine Inschrift am Pariser Triumphbogen angebracht.
(Französische Postkarte zur Schlacht bei Wurschen)
Um 1900 etwa 380 Einwohner, 80 % sorbischer Abstammung. Nach 1945 etwa 550, Zuzug von Flüchtlingen aus dem damaligen Osten Deutschlands und der Tschechoslowakei.
Jetzt leben etwa 450 Einwohner im Ortsteil, der 1993 nach Weißenberg eingemeindet wurde.
Bis 1945 hauptsächlich Landwirtschaft und Handwerk, danach Landwirtschaft, Handwerk und Industriearbeit in Bautzen.